Liebe Freunde, Wegbegleiter und Musikliebhaber. Nach einer sehr intensiven Studiozeit, bin ich nun voller Euphorie und plane die weiteren Schritte. Es ist noch ein langer Weg bis zum fertigen Album. Jedoch sind die zwei größten und wichtigsten Puzzleteile zusammengefügt. In diesem Newsletter möchte ich davon berichten.
Vor zwei Wochen war es dann endlich soweit. Ich packte meine Sachen, um mich auf den Weg in das beschauliche Örtchen Brehme zu machen. Dort wollte ich im Sunrock Studio mein erstes Klavier-Studioalbum aufnehmen. Im Gepäck hatte ich neben ein paar Klamotten, Keksen, Kaffee und Schokolade, jede Menge Aufregung. Diese staute sich im Vorfeld soweit auf, dass ich immer wieder mein Meditationskissen besuchen musste, um nicht durchzudrehen.
Kaum hatte ich den Zug betreten, fiel die erste Anspannung von mir ab. Nun ging es endlich los. Leider konnte ich die Zugfahrt gar nicht genießen, denn der ICE erreichte schon nach 25 Minuten Göttingen. Es folgte eine 20-minütige Busfahrt nach Duderstadt, wo mein Freund und Produzent Matthias (Müller) mich erwartete. Die Wiedersehensfreude war groß. Er brachte mich in unsere Ferienwohnung, in der ich nun auf den zweiten Matthias (Schmalsch) wartete. Auch unser Wiedersehen konnte ich kaum erwarten, denn wir hatten uns seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Er traf gegen Abend ein, im Gepäck seine riesige Fotoausrüstung. Er würde mich nun die nächsten zwei Tage im Studio begleiten und alles fotografisch dokumentieren. Dies allein ist schon unbezahlbar. Genauso wertvoll war seine Anwesenheit, die mich durch seine unaufgeregte und nüchterne Art immer mehr zur Ruhe brachte. Vielleicht waren es auch die guten Gespräche und das Sixpack Bier, das mich dann doch recht schnell einschlafen ließ 🙂
Der Morgen begann um 7.00 Uhr mit einem frisch gemahlenen Kaffee auf einer sehr schönen Terrasse im Brehme. Matthias (Schmalsch) hatte entspannte Musik aufgelegt und wir beobachteten beim Frühstück den Sonnenaufgang. So könnte jeder Morgen starten, dachte ich mir, als ich mein Frühstücksei genoss und anschließend noch einen Kaffee aufbrühte. Dann packten wir unsere Sachen und liefen vier Häuser weiter zu Matthias (Müller).
Die Aufnahmen fanden in seiner großen, freien Wohnung statt, wo auch sein Yamaha Flügel steht. Dies spielte mir in die Karten, denn ich bin kein Studiomusiker. In den ersten Stunden wurde alles verkabelt und mikrofoniert. Matthias (Schmalsch) suchte sich das passende Licht und baute sein Fotoequipment auf. Ich beobachtete das Treiben und versuchte meinen Kopf zu ignorieren, der mir immer wieder zu sagen versuchte, dass ich es eh nicht schaffe. Zum Mittag hatten wir den richtigen Sound und das richtige Licht gefunden, um alles einzufangen. Und nach einer kleinen Stärkung ging es dann los.
Ich begann mit einem Stück, das ich für meine Tochter geschrieben hatte. Es beginnt mit einem sehr leichten, monotonen Thema. Und schon nach den ersten Tönen fiel alles von mir ab. Ich konnte mich von Beginn an in die Musik hineinfallen lassen. Der Gedanke, dass in diesem Raum zwei Menschen sind, die mir viel bedeuten, gab mir umso mehr Halt und Sicherheit. So brauchte ich nur ein paar Anläufe, um dieses Stück in der richtigen Emotion einzuspielen.
In den Pausen redeten wir über das Leben und was mir meine Stücke bedeuten. Diese Gespräche bedeuteten mir sehr viel und nur deshalb konnte ich anschließend Wavemarie, ein Stück, welches ich für meine Frau geschrieben habe, einfach so raus fließen lassen. Und auch das dritte Stück war nach ein paar Versuchen im Kasten.
Die Hälfte der Aufnahmen war geschafft. Überglücklich ging ich mit Matthias (Schmalsch) zurück in unsere Wohnung. Ich kochte Spagetti Bolognese und wir ließen den Tag mit sechs Bier und weiteren guten Gesprächen ausklingen. Im Bett ließ ich diesen Tag noch einmal Revue passieren. Es ist genau das, was ich machen möchte. Mich mit lieben Menschen umgeben, die ähnlich ticken wie ich. Musik zu machen und etwas voran zu treiben. Dies ist mein Leben und meine Bestimmung! Eigentlich war das schon immer so, ich hatte es nur vergessen 🙂
Leider begrüßte uns der Morgen des zweiten Tages mit Regen. Auch war ich etwas traurig, dass Matthias (Schmalsch) heute den Heimweg antreten musste. So tranken wir unseren Kaffee in der Wohnung und machten uns danach auf den Weg ins Studio. Dort saßen wir erst einmal beisammen und redeten. Matthias (Schmalsch) kam auf die Idee, ein spontanes Shooting von uns beiden zu machen. So holte er das Equipment nach oben und es entstand dieses wunderbare Foto (oben). Danach verabschiedeten wir uns und Matthias (Schmalsch) trat den Heimweg an.
Ich war nun heiß aufs Aufnehmen und spielte mein Stück „Kyrrð“ ein, welches mich schon eine lange Zeit begleitet. Dieses Stück hatte sich über die Jahre hinweg immer mehr verändert. Und auch bei dieser Aufnahme entwickelte es einen ganz eigenen Charakter. Nun folgte die größte Herausforderung. Es folgte die Aufnahme meiner “Single”, welche ich auf für ein Video / Kurzfilm nehmen möchte. Dazu erfahrt ihr mehr im nächsten Newsletter. Und wie sollte es anders sein, sobald man etwas perfekt machen möchte, funktioniert es gar nicht. Ich brauchte über 20 Anläufe bis überhaupt etwas im Kasten war. Dies klang für mich jedoch furchtbar. Ich spürte, wie ich innerlich immer mehr verkrampfte und gegen Mittag, gab ich dann auf. Wir löschten alle Spuren und gingen in die Küche, um etwas zu kochen. Dies war eine willkommene Abwechselung und brachte mich wieder auf andere Gedanken. Auch hier waren es die Gespräche, die mich auf einen anderen Weg führten. Ich ließ alles beiseite, das Video, den Druck und den Perfektionsdrang. Und schon war wieder dieser sanfte Fluss da, den ich bei diesem Stück haben wollte. Im Nachhinein betrachtet, ist dieses Stück sogar eine der besten Aufnahmen geworden.
Ich war danach ziemlich am Ende. Jedoch fehlte noch eine letzte Aufnahme. Hier standen zwei Stücke in Konkurrenz: “Líf” und “Mjólk”. Da das Stück “Líf” Matthias (Schmalsch) und mich zusammengeführt hat und in starker Verbindung zu einem seiner Fotos steht, war die Auswahl schnell entschieden. Das Stück “Líf” beschreibt den Lauf des Lebens. Jeder Part steht für einen bestimmten Lebensabschnitt. Mit letzter Energie brachte ich dieses Stück nach Hause. Ich war nun leer gespielt.
Ich packte meine Sachen und Matthias (Müller) brachte mich zum Bus. Auf der Heimreise wirkte alles nach. Die ganze Vorbereitungszeit, die Aufnahmen, die Vergangenheit und auch die Zukunft. Zuhause angekommen, fiel ich meiner Familie in die Arme. Ohne sie wäre dies alles nicht möglich. Ich bin so überaus dankbar, dies machen zu dürfen und habe nun keinen Zweifel mehr, dass dieses Album etwas Besonderes wird. Die Tage danach konnte ich nur schwer in den Alltag zurück finden. Doch auch dieser gehört zum Leben dazu. Die ersten Puzzleteile sind nun zusammengefügt. Und es werden bis zum 13. November noch viele Weitere folgen.
Sven Tasch – Pianist | Komponist | Autor
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