Der Sänger Clueso hat in einem seiner Texte geschrieben: „Immer wenn ich was Neues ausprobier, lauf ich wie Barfuß über Glas“. Doch bevor wir die Schuhe ausziehen, springen wir ein paar Monate zurück.

Es ist ein Sommerabend, an dem die WhatsApp-Gruppe “Einklang” Vernissage das Licht der Welt erblickt. Mit ihr treten vier kreative Köpfe an, die sich vom ersten Moment an gegenseitig beflügeln. Die Idee stand im Raum: ein Klavierkonzert mit Vernissage und Liveentstehung eines Gemäldes. Tim Krchov, Videocreator und Besitzer der extravaganten Location wurde zum Gastgeber und Initiator der Gedanken. Sven Tasch plante eine neue Art der Eintrittspreise – der Zuschauer/ -hörer bestimmt den Preis für die Kunst. Alexandra Reinicke schlug vor, dieses Werk für einen guten Zweck zu versteigern. Im Fokus stand die Eichsfelder Malerin Kerstin Woyke Pereira. Zwischen vielen Chatzeilen wuchs in dieser Gruppe eine Freundschaft mit unbändiger Energie – diese Dynamik war nicht mehr aufzuhalten.

Am 12. November 2022 war es soweit. Die Türen der ausverkauften Carpinteria öffneten sich für eingefleischte Kunstliebhaber, unbefleckte Neugierige, Beschenkte, Familien und Freunde. Sven begann mit dem Spielen des ersten Stücks „Run“. Einige Töne später erfüllte plötzlich eine fast unheimliche Stille diese unkonventionelle Räumlichkeit – ein Farbtropfen wäre hörbar gewesen. Kerstin griff zum ersten Arbeitsmittel und begann das Objekt der Begierde. Es wurde gepinselt, gespachtelt, Wasser gesprüht und geföhnt. Zwischen den Klavierstücken erhellte Sven Tasch immer wieder mit den Tasch sen Lebensphasen. Dabei ging es um Einsamkeit, Wehmut, Neubeginn oder Sehnsucht. Auf dem Gemälde indes beginnen die zauberhaften Farben eine eigene Melodie zu zeichnen. Am Ende des Konzerts steht das geschaffene Werk neben dem 100 Jahre alten Klavier. Die noch feuchte Farbe tropft auf den Boden zusammen mit einigen Tränen der Rührung.